Fleischer-Innungsverband Nordrhein-Westfalen | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Fragen und Antworten zur Sicherheit von Rindfleisch Nach dem Bekanntwerden des ersten BSE-Falles in Deutschland werden die Fleischer-Fachgeschäfte immer wieder mit besorgten Fragen der Kundschaft konfrontiert. Das gleiche gilt für die Medien. Auch hier müssen die Vertreter der Innungen Antworten parat haben. Die nachfolgende Auflistung soll hierzu eine Hilfestellung bieten und die wichtigsten Informationen zum Thema zusammenfassen. In jedem Fall müssen diese Fragen sehr ernst genommen werden, denn bestehenden Sorgen und Ängste können nur mit sachlicher Information und großer Transparenz aufgefangen werden. Allgemeine Fragen zu BSE Was heißt BSE? BSE heißt Bovine Spongiforme Enzephalopathie und gehört zu den Transmissiblen (übertragbaren) Spongiformen (schwammartigen) Enzephalopathien (Erkrankungen des Gehirns), kurz TSE. Die Krankheiten dieses Komplexes führen zu einer schwammartigen Degeneration des zentralen Nervensystems und enden immer tödlich. Als Krankheitserreger gilt nach Auffassung führender Experten ein sogenanntes Prion, ein infektiöses Eiweiß, das bisher nur im Gehirn, im Rückenmark und anderen Teilen des zentralen Nervensystems , nicht jedoch im Muskelfleisch festgestellt worden ist. Werden wir eine ähnliche Situation wie in England erleben? Die Situation in Deutschland kann nicht mit anderen Ländern verglichen werden. Während in Großbritannien bisher fast 180.000 Fälle aufgetreten sind, handelt es sich in Deutschland bislang (Stand: 12.12.2000) um lediglich einen Fall. Das Fleisch dieses Tieres ist im übrigen aufgrund von Rückverfolgungssystemen und -maßnahmen nicht in den Handel gelangt. Welche Teile vom Rind sind bedenklich? Als bedenklich gelten Hirn, Rückenmark, Augen und das Darmpaket des Rindes. Aufgrund einer seit dem 1. Oktober inkraftgetretenen Verordnung müssen diese sog. Risikomaterialien direkt nach der Schlachtung entnommen und beseitigt werden. Damit ist sichergestellt, daß Risikomaterialien nicht in die menschliche Ernährung gelangen. Wird der BSE-Erreger durch Braten, Kochen, Einfrieren oder andere Zubereitungsarten zerstört? Der Erreger, das sogenannte Prion, kann nur durch große Hitze und großen Druck zerstört werden. Im Haushalt übliche Garverfahren können derartige Verfahren nicht schaffen. Können Schweine, Geflügel und Fische nicht auch mit BSE infiziert sein? Das Fleisch von Schweinen, Geflügel und Fischen ist nach heutigem Wissen in Bezug auf das BSE-Risiko als sicher anzusehen. Prof. Dr. Pohlenz von der Tierärztlichen Hochschule in Hannover hat bei Geflügel "intensiv nach den Erreger gesucht", aber keine Hinweise auf BSE gefunden. Auch bei Schweinefleisch wurde bis heute kein BSE festgestellt. Ein Versuch mit Schweinen, die den BSE-Erreger über das Futter verabreicht bekamen, unterstützt diese Feststellung: Das letzte Tier aus dem Experiment wurde nach acht Jahren getötet. Kein einziges war infiziert. Besteht ein Zusammenhang zwischen Scrapie bei Schafen und BSE? Scrapie ist überall dort bekannt, wo Schafe gehalten werden. In Deutschland wurden seit der Nachkriegszeit nur wenige Fälle beobachtet. In England treten die Fälle allerdings häufiger auf. Eine Übertragung auf den Menschen konnte bisher ausgeschlossen werden. Kann der Verbraucher in der Metzgerei beim Kauf von Fleisch und Wurst sicherer sein? Ja, das kann er. Aufgrund der jahrelangen, vertrauensvollen Zusammenarbeit mit Landwirten aus der Region und der seit jeher vom Fleischerhandwerk und seiner Betriebe praktizierten Verarbeitung sowie dem persönlichen Kontakt zu den Verbrauchern sind die Handwerksbetriebe im besonderen Maße der Garant für sicheres und qualitativ hochwertiges Fleisch und ebensolcher Fleischerzeugnisse. Worauf sollte der Verbraucher beim Kauf von Fleisch achten? Der Verbraucher sollte dort Rindfleisch kaufen, wo er im persönlichen Gespräch über die Ladentheke mit dem Inhaber des Fachgeschäftes oder dessen Mitarbeitern nachvollziehbar Auskunft über die regionale Herkunft des Rindes erhält. Die Betriebe des Fleischerhandwerks sind dazu in der Lage. Das honoriert der Verbraucher, auch wenn er sich derzeit aufgrund der Verunsicherung beim Rindfleischkonsum generell zurückhält. Was unternimmt das Fleischerhandwerk, um dem Verbraucher höchstmögliche Sicherheit zu bieten? Die Betriebe des Fleischerhandwerks bauen wie auch schon in der Vergangenheit auf die enge Partnerschaft zu den familiären, bäuerlichen Betrieben der Region und dem dort praktizierten verantwortungsbewußten Umgang mit dem Tier. Das schließt die Fütterung wie auch die Mast mit ein. Überdies haben sich viele Betriebe dem Projekt der nordrhein-westfälischen Verbraucherschutzministerin Bärbel Höhn angeschlossen und kennzeichnen weit über die bestehenden gesetzlichen Bestimmungen hinaus die regionale Herkunft des dem Kunden im Fleischer-Fachgeschäft angebotenen Rindfleisches. Welche Maßnahmen sind von Seiten der Bundesregierung bzw. der EU geplant, um den Verbraucher zusätzlich zu schützen? Im Kampf gegen BSE hat die EU-Kommission am 29. November ein umfangreiches Maßnahmenpaket vorgestellt. Dazu gehört ein generelles Verbot für die Verfütterung von Tiermehl an Nutztiere. Das bedeutet: Tiermehl wird dann auch nicht mehr an Schweine und Geflügel verfüttert. Für Wiederkäuer ist die Verfütterung von Tiermehl in Deutschland ohnehin seit 1994 verboten. Das generelle Verbot von Tiermehl soll europaweit ab 1. Januar 2001 in Kraft treten und vorerst sechs Monate gültig sein. Bei Bedarf wird es verlängert. Die Bundesregierung will dieses Verbot mit Hilfe einen neuen Gesetzes sogar noch verschärfen. Demnach sollen Nutztiere künftig nur noch mit Milch- und Milchprodukten oder mit Pflanzen gefüttert werden. Gemahlene Knochen, Hornmehl und Blutprodukte dürfen dann auch nicht mehr zu Tierfutter verarbeitet werden. Der Bundestag hat das Gesetz am 30. November verabschiedet. Am 1. Dezember ist es in Kraft getreten. Fragen zum Fleisch Kann man überhaupt noch Rindfleisch essen? Nach Aussage von Prof. Dr. Hans A. Kretzschmar von der Ludwig-Maximilian-Universität München ist der BSE-Erreger im Muskelfleisch von Rindern nicht vorhanden, und wenn, dann nur in äußerst geringen Mengen. Prof. Kretzschmar, Leiter der Forschungsgruppe Creutzfeld-Jakob, betonte in einem Interview in der Süddeutschen Zeitung vom 29. November, daß Muskelfleisch im allgemeinen als sicher gilt. Die Infektionsgefahr sei beim Verzehr von Muskelfleisch somit minimal - vielleicht gäbe es sogar überhaupt keine Gefahr. Ist Muskelfleisch vom Rindfleisch unbedenklich? Fleisch (Muskelfleisch) wird weitgehend als sicher bewertet. Bei Versuchen mit Fleisch erkrankter Tiere konnte in keinem Fall eine Infektion erzeugt werden. Das Risiko bei Muskelfleisch ist somit als äußerst gering einzuschätzen. Kann ich noch Schweinefleisch essen? Ja, Schweinefleisch gilt als sicher. Bei Schweinefleisch ist bis heute kein BSE festgestellt worden. Auch ein Versuch mit Schweinen, die den BSE-Erreger über das Futter verabreicht bekommen haben, zeigte keine BSE-positiven Ergebnisse. Wie steht es um andere Fleischarten? Geflügel? Lamm? Auch Geflügel und Lammfleisch gelten nach heutigem Wissensstand im Bezug auf ein BSE-Risiko als sicher. Kann man ruhigen Gewissens Leber oder andere Innereien essen? Der Biologe Theodor Dingermann vom Biozentrum der Universität Mainz wies in einem Interview in der Frankfurter Rundschau vom 28. November darauf hin, daß es vier Risikogruppen gibt, die mit hohem Risiko, die mit weniger hohem Risiko, die mit geringem Risiko und die mit keinem Infektrisiko. Danach gehört Leber zu der Gruppe mit geringem Risiko, währen Herz und Nieren zur Gruppe ohne Risiko gehören. Verarbeiten Sie auch Separatorenfleisch? Nein. Handwerkliche Wurst wird aus Abschnitten aus der Zerlegung hergestellt. Auf Separatorenfleisch sind wir nicht angewiesen. Ist Fleisch von Öko-Betrieben sicher? Da man bislang annimmt, daß die Verfütterung von Tiermehlen die eigentliche Ursache für das Entstehen von BSE ist und man weiß, daß in der Bundesrepublik Deutschland seit 1994 die Verfütterung von Tiermehlen an Wiederkäuer verboten ist, gilt dieses Verbot und damit die Sicherheit in gleichem Maße für Öko-Betrieben wie auch für bäuerliche, landwirtschaftliche Betriebe, die Qualitätsrindfleisch erzeugen. Öko-Betriebe sind daher genauso sicher wie bäuerliche Erzeugerbetriebe. Ist argentinisches Rindfleisch BSE-frei? Sowie man selbst bei einem negativen BSE-Test nicht von BSE-Freiheit sprechen kann, so gilt das auch für Fleisch aus Argentinien. Argentinien ist lediglich ein Land mit geringem BSE-Risko. Spielt das Alter der Tiere eine Rolle? Gibt es einen Unterschied zwischen Kalbfleisch, Rindfleisch, Jungbullenfleisch etc.? Laut Prof. Dr. Gareis, Bundesanstalt für Fleischforschung, Kulmbach, ist eine Infektionsgefährdung durch das Fleisch von Jungtieren nach dem derzeitigen Kenntnisstand auszuschließen. Auswertungen verdeutlichen, daß der Altersschwerpunkt der Tiere beim Ausbruch der Krankheit bei fünf Jahren lag. Die Tiere, bei denen die Krankheit nach über 30 Monaten sichtbar wurde, gehörten zur jüngsten Gruppe. Ist Ochsenschwanz frei von Rückenmark? Ja. Kann man bedenkenlos Suppe aus Rinderknochen kochen? Experten halten Knochen ohne Mark für unbedenklich. Knochen zählen in Deutschland nicht zu den Risikomaterialien. Wird Fleisch im Fleischer-Fachgeschäft teurer? Regionale Erzeugung, Zusammenarbeit mit der bäuerlichen Landwirtschaft der Region, strenge Qualitätsgesichtspunkte, verbrauchernaher Verkauf, Etikettierung über das Gesetz hinaus, die Entsorgung von Knochen und Fetten und nicht zuletzt der freiwillige BSE-Test sind Maßnahmen, die das Fachgeschäft ergreift und die finanziell anspruchsvoller sind als bei anderen Anbietern am Markt. Das verursacht mehr Kosten. Sicherlich wird der Kunde Verständnis dafür haben, wenn zumindest ein Teil an die Verbraucher weitergegeben werden muß. Dafür erhält er auch mehr Sicherheit. Die hat nun mal ihren Preis. Fragen zur Wurst Verarbeiten Sie Hirn in der Wurst? Die Verarbeitung von Rinderhirn ist untersagt. Hirn ist Risikomaterial. Es gelangt von vorn herein nicht in die Verarbeitung. Aber auch Schweinehirn wird im Fleischerhandwerk schon seit Jahren nicht verarbeitet. Allenfalls in einen regionalen Spezialitäten wird Schweinehirn verarbeitet, so z.B. in der Hirn oder der Bregenwurst. Dann wird die Verarbeitung dem Verbraucher aber durch die Verkehrsbezeichnung kenntlich gemacht. Verarbeiten Sie Naturdärme vom Rind? Nein, Därme vom Rind sind Risikomaterial und kommen nicht zur Verarbeitung. Was nehmen Sie anstelle der Naturdärme? Kunstdärme, Wursthüllen aus Kunststoff, Schafsaitlinge und Schweinedärme Woran erkenne ich, dass Wurst Rindfleisch enthält? Bei verpackter Ware informiert darüber die Zutatenliste. Bei loser Ware: Fragen Sie ihren Metzger! Fragen zu Tiermehl / Mast Verfüttert der Landwirt, von dem Sie die Rinder beziehen, garantiert kein Tiermehl? Seit 1994 ist die Verfütterung von Tiermehl an Wiederkäuer, also auch Rinder, gesetzlich untersagt. Warum wird die Verfütterung von Tiermehl auch an Schweine und Geflügel verboten? Der einzige Grund ist, daß völlig ausgeschlossen werden soll, daß Tiermehl über irgendeinen Weg doch noch einmal an Rinder verfüttert wird. Man will also auch Verfehlungen vorbeugen. Das Verbot von Tiermehl stellt im übrigen eine Maßnahme dar, die in hohem Maße dem Verbraucherschutz dient. Wird die Fütterung der Tiere kontrolliert? Ja. Wir fordern aber dennoch eine noch strengere Kontrolle. Wie sicher ist jetzt noch die deutsche Rindfleisch-Erzeugung? Nach wie vor werden die deutschen Herstellungsverfahren wissenschaftlich als sicher angesehen. Das aktuelle Verfütterungsverbot wurde aus Gründen des vorsorgenden Verbraucherschutzes erlassen. Fleisch gehört in Deutschland zu den am besten kontrollierten Lebensmitteln. Das zeigt sich schon daran, daß Fleisch von den Rindern, bei denen BSE festgestellt wurde, nicht in die Nahrungsmittelkette gelangte. Mehr noch: Auch die anderen Rinder des Betriebes, bei dem der BSE-Fall auftrat, mußten getötet werden. Bund und Länder haben sofort wirksame Verfahren in Kraft gesetzt, die dafür sorgen, daß bei positiven Testergebnissen die Tiere nicht in den Markt gelangen können. Das gilt auch für Tiere, die im gleichen Umfeld bzw. im gleichen Betrieb gehalten werden. Fragen zu BSE-Schnelltests Wie wirkungsvoll sind die derzeit eingesetzten Testverfahren? Mit den derzeit eingesetzten Testverfahren bei Rindern im Alter von 30 Monaten und älter läßt sich eine Infektion nachweisen, vor allem bei Tieren, bei denen eine mögliche Erkrankung bereits deutlich fortgeschritten ist. Führen Sie BSE-Tests durch? Warum? Warum nicht? Immer mehr Fleischer-Fachgeschäfte führen freiwillig BSE-Tests durch, um dem Verbraucher ein höchstmögliches Maß an Sicherheit im Bezug auf eine Infektion mit BSE zu geben. Führen Sie BSE-Tests auch bei Rindern unter 30 Monaten durch? Ja, weil wir nichts unversucht lassen wollen, um zur Minderung des Risikos für den Verbraucher, unseres Kunden, beizutragen. Mit der Untersuchung von Rindern unter 30 Monaten entsprechen die Betriebe des Fleischerhandwerks ausdrücklich den Vorstellung des Landeslandwirtschaftsministeriums, das zur Erhöhung der Sicherheit des Verbrauchers zu freiwilligen Test von Rindern auch unter 30 Monaten aufgerufen hat. Woran erkenne ich als Verbraucher, dass der BSE-Test durchgeführt wurde? An dem Ladenschild: BSE-getestet. Fragen Sie an der Ladentheke danach. Wie muß Rindfleisch gekennzeichnet werden? Frisches Fleisch und Fleischerzeugnisse aus Großbritannien müssen auch in der Gaststätte mit einem sechseckigen Stempel und der Aufschrift XEL" gekennzeichnet werden. Für frisches Rindfleisch aus allen anderen Staaten gilt die Rindfleischetikettierungs-Verordnung. Die Kennzeichnung der Herkunft erfolgt entweder über ein Etikett oder über einen besonderen Herkunftsnachweis, ausgestellt von einem zugelassenen und genehmigten Etikettierungssystem. Achten Sie beim Einkauf im Fleischer-Fachgeschäft auf den Nachweis des Instituts für Fleischforschung, der in vielen Läden hängt und ein verläßlicher Garant für die Herkunft des angebotenen Rindfleisches ist. Welche Informationen liefert die Rindfleischetikettierung? Die obligatorische Rindfleischetikettierung gilt seit September 2000. Alle Tiere die in Deutschland geboren, gemästet und geschlachtet worden sind, werden mit der Herkunftsangabe Deutschland" gekennzeichnet. In Fleischer-Fachgeschäften findet man darüber hinaus häufig Angaben zur regionalen Herkunft. Zusätzlich muss noch der genaue Schlacht- und Zerlegeort angegeben werden. Um die Rückverfolgbarkeit sicherzustellen wird Rindfleisch mit einer Referenz-Nr. versehen. So ist es möglich, auch nach der Schlachtung den einzelnen Tierkörper anhand der Ohrmarken-Nr. zu identifizieren. Wird das Fleisch weiter zerlegt, so können Schlachtkörper, die am selben Tag zerlegt worden sind zu einer Gruppe zusammengefasst werden. Die Referenz-Nr. ist in diesem Fall ein Zahlencode. Die Lebensmittelüberwachung kontrolliert die Einhaltung der gesetzlich vorgeschriebenen Angaben. Aussagen zur Haltung und Fütterung können im Rahmen eines freiwilligen Etikettierungssystems erfolgen. Die Kontrolle der Betriebe erfolgt in diesem Falle durch neutrale Kontrollstellen. Bietet die Rindfleischetikettierung ausreichend Sicherheit? Alle Tierbewegungen bis hin zum Schlachthof werden europaweit in Datenbanken erfasst. Darüber hinaus ist die Rückverfolgbarkeit bis an die Ladentheke in handwerklich strukturierten Betrieben sehr einfach und durch Dokumente, z. B. den Tierpass nachweisbar. Durch die Etikettierung wird dem Verbraucher eine verantwortungsbewußte Kaufentscheidung ermöglicht. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||